Eröffnung Interkulturelle Woche 2021 in Krefeld

Meine Arbeit für die Stadt Krefeld "Frauen zeigen Gesicht"

Frauen sind stark. Egal, aus welchem Land oder Kulturkreis sie kommen. Egal, welche Hautfarbe, Haarfarbe oder Augenfarbe sie haben. Egal, ob sie nur eine Sprache oder gleich ganz viele sprechen. Egal, ob sie sich in Richtung Karriere oder Familie orientieren.

Frauen sind diejenigen, die Familien zusammenhalten. Die die Balance zwischen Kümmern, Unterstützen und liebevoll sein so gut wie niemand anderes halten können. Frauen schaffen Verbindungen. Frauen stehen für Integration. – Und doch sind es eben oft Frauen, die in der Gesellschaft übersehen und nicht wertgeschätzt werden.

Wir Frauen sind stark.

Dagegen setzen wir uns ein.
Ich freue mich sehr, dass ich ein besonderes Projekt des Fachbereichs Migration und Integration zur Interkulturellen Woche 2021 in Krefeld in diesem Jahr redaktionell begleiten und prägend durfte. Dr. Tagrid Yousef als Integrationsbeauftragte der Stadt Krefeld und die Krefelder Künstlerin Mauga haben gemeinsam „Frauen zeigen Gesicht“ initiiert. In Großformat zeichnete Mauga über Wochen 30 starke Frauen unterschiedlicher Herkunft in reduzierten Tuschestrichen. Bewusst verzichtetet sie darauf, den Frauen eine Hautfarbe zu geben oder zu zeigen, welche Haarfarbe sie  haben. Dadurch schafft sie unter ihnen eine fast unsichtbare Verbindung. Gleichzeitig ist der Blick der Frauen nach vorne gerichtet: Sie schauen die Beobachter selbstbewusst an und vermitteln Stärke.  

Kunst und Broschüre werden bei der Interkulturellen Woche 2021 gezeigt

Ich wurde von der Stadt Krefeld beauftragt, um eine Begleitbroschüre zum Projekt zu entwickeln. Anhand unterschiedlicher Fragen zur Herkunft der Frauen, aber auch zu ihrem eigenen Frauenbild und zu weiblichen Vorbildern begann ich, die 30 Mitwirkenden zu interviewen. Auf mehr als 60 Seiten ist nun ein Portfolio entstanden, das nicht nur die Frauen durch die tollen Kunstwerke von Mauga porträtiert, sondern sie auch im Text darstellt. Zur Eröffnung der Interkulturellen Woche 2021 am 25. September im Krefelder Stadtbad werden die Ausstellung und die Broschüre zum ersten Mal gezeigt. Anschließend soll daraus eine Wanderausstellung entstehen. 

Foto: Simon Erath

Was habe ich nun mitgenommen aus diesem Projekt?

Mich hat die Arbeit für dieses Projekt sehr begeistert. Als Redakteurin in Krefeld begegne ich jeden Tag spannenden Menschen. Die Frauen aber haben eine besondere Stärke transportiert – auch dadurch, dass sie offen über Schwächen, Trauer und schwierige Momente in ihrer Integrationsgeschichte in Deutschland erzählten.

Foto: Simon Erath

Tam aus Vietnam

Hier ist zum Beispiel Tam aus Vietnam. Einem Land, in dem ich selbst viel Zeit verbracht habe und das ich über alles Liebe. Tam ist mit wenigen Jahren, als die Kommunisten über Vietnam zogen, geflohen und seitdem nie zurückgekehrt. Denn sie ist traumatisiert von der emotionalen Fluchtgeschichte: Auf dem Meer war sie damals fast verhungert und wurde am Ende durch ein Frachtschiff gerettet. Tam hat lange nicht mehr über diese Erlebnisse gesprochen und mir nach unserem Interview eine lange, dankbare Email geschrieben, wie gut es tat, diese Geschichte noch einmal aufzuarbeiten. 

Antonia aus Ungarn

Auch Antonia habe ich kennengelernt. Eine starke Frau mit Wurzeln in Ungarn. Antonia ist – wie ich – selbstständig. Wir haben viele Minuten darüber gesprochen, wie schwierig es immer noch ist, als Frau – gerade in der Selbstständigkeit – Familienplanung und Beruf unter einen Hut zu bekommen. Sie hat mir erzählt, wie traurig es sie manchmal gemacht hat, von Geschäftsreisen zurückzukommen und zu merken, dass die Kinder den Kontakt zum Vater suchen, wenn sie nicht einschlafen können. Sie hat mir aber auch davon erzählt, wie stolz sie ist, die Doppelbelastung am Ende gemeistert zu haben. Heute ist sie unter anderem genau deswegen stark.

Auch Staatssekretärin Serap Güler war als Schirmherrin beim Projekt dabei.
Foto: Simon Erath

Vasvija aus Mazedonien

Auch das Gespräch mit Vasvija hat mich sehr berührt. Vasvija ist Roma und in Mazedonien geboren. Gleichzeitig lebt sie als Muslima. Immer wieder wird ist sie aufgrund dieser Kombination mit Vorurteilen konfrontiert. In Deutschland hat sie nun einen Ort gefunden, an dem sie halbwegs frei leben kann. Das bedeutet aber nicht, dass die alten Erlebnisse vergessen wurden. 

Foto: Simon Erath

Jeder von uns braucht manchmal eine Hand

Am Ende erzählt auch fast jede Frau davon, wie wichtig es ist, Mentorinnen zu haben. Viele der Akteurinnen erzählen von ihren Müttern und Großmüttern, die Vorbilder in ihrer Heimat waren. Viele erzählen aber auch von Begegnungen mit anderen starken Frauen hier in Krefeld, die am Ende dafür gesorgt haben, dass die Zugezogenen hier ankommen konnten. Als Frau kann ich sagen, dass ich diese Verbundenheit spüre. Auch ich, die ich keine Zuwanderungsgeschichte habe, habe weibliche Vorbilder, die mich in meinem Sein prägten. Wir alle brauchen eben Menschen, die uns ab und zu an die Hand nehmen.

Weitere Informationen zum Projekt gibt es im kredo Magazin